Reiseupdate: Afrika
Januar 2025
Namibia – endlose Wellblechpisten und wilde Tiere
Von Deutschland nach Südafrika
Aktuell 10 Monate unterwegs
25.800 km zurückgelegt
Namibia – endlose Wellblechpisten und wilde Tiere
Endlich Zeit, um mal richtig zu entspannen. In Namibia kann man sich bis zu 90 Tage am Stück ohne Visa aufhalten, das Gleiche gilt auch für das Fahrzeug.
Um mich etwas von der schlechten Grenzstraße, von Angola nach Namibia zu erholen, verbrachte ich 2 ruhige Tage auf dem nächst gelegenen Campingplatz. Dort konnte ich mich bei 38 Grad Außentemperatur im Pool abkühlen und entspannen.
Teerstraßen wird es in nächster Zeit erstmal nicht mehr auf meiner Route geben. Größtenteils sind hier alles Schotterpisten, einige sind sehr gut mit bis zu 90km/h befahrbar und andere dagegen nur fluchend und langsam rollend mit 10-20km/h zu bewältigen.
Auf der Suche nach wilden Tieren
Meine Vorräte waren aufgestockt, Gas nachgefüllt, Wasser aufgefüllt und der Tank sowie alle Kanister waren auch wieder randvoll. Ich war bereit für meine erste eigene Safari in Namibia durch ausgetrocknete und staubige Flussbette, sowie steinige und holprige Tracks.
Von der Hauptschotterstraße ging es auf eine noch viel schlechtere Schotterstraße… So schlecht, dass ich mir mehrmals überlegt habe, wieder umzudrehen. Egal mit welcher Geschwindigkeit, ob schnell oder sehr langsam, es holperte unvorstellbar und ich hatte das Gefühl, dass mein Auto gleich auseinander fällt. Die einzigartige Landschaft hielt mich jedoch davon ab und ich fuhr weiter.
Das Highlight dieses Trips sollte der Hoanib River sein, landschaftlich unbeschreiblich! Ein großes ausgetrocknetes Flussbett, umgeben von schroffen Bergen. Im Flussbett selber wachsen grüne Büsche und Bäume, welche einen tollen Kontrast zu den steinigen Bergen und der sandigen Wüstenlandschaft bilden.
Über 7 Tage lang erkundigte ich die Gegend, ohne anderen Fahrzeugen oder Menschen zu begegnen, komplett abgeschieden ohne jeglichen Mobilfunkempfang. Herrlich! Meine Camps waren einzigartig und boten einen atemberaubenden Ausblick auf die Landschaft. Ich sah Giraffen, Strauße, Affen, Oryx Antilopen und Wüstenelefanten. Das war schon echt etwas Besonderes, diese Tiere so nah und in freier Wildbahn zu sehen. Schnell merkte ich, dass es von Vorteil war, im Auto zu bleiben und nicht auszusteigen, um Fotos zu machen. Die Tiere scheinen sich wohl mehr vor einem einzelnen Menschen zu fürchten als vor dem großen Auto und ergreifen bei einem Annäherungsversuch zu Fuß sofort die Flucht. Außer die Elefanten… diese rennen dann direkt auf einen zu, wenn man ihnen zu nahe kommt. Diese Erfahrung möchte man auch wirklich nur einmal machen, ich bin so schnell gerannt wie nie zuvor. Nähert man sich jedoch mit dem Fahrzeug, scheint das die Tiere nicht groß zu stören und man kann sie aus nächster Nähe beobachten und tolle Fotos machen.
Aufgrund des kontinuierlichen starken Windes war die Temperatur tagsüber erträglich. Nachts kühlte es sehr stark ab und ich musste meinen warmen Schlafsack auspacken.
Bei einem Durchschnittsverbrauch von fast 19 Litern auf 100km war mein Sprit schneller aufgebraucht als gedacht und ich musste diese tolle Gegend wieder verlassen, um eine Tankstelle aufzusuchen. Mit neuem Diesel und Wasser ging es weiter zum Huab River. Nachdem ich wohl den schlechtesten und holprigsten Einstieg gewählt hatte, wurde ich dann aber von einer großen Elefantenherde begrüßt, welche gerade auf dem Weg zu einem Wasserloch durch die trockene Wüstenlandschaft stapfte. Ich beobachtete die Elefanten eine ganze Weile und konnte gigantische Fotos machen. Danach führte mich der Track durch eine wunderschöne einsame Landschaft und einige steinig schroffe Canyons.
Nach über 2 Wochen in der Wildnis waren meine Vorräte langsam erschöpft und ich steuerte die Küste an, um nach Swakopmund zu fahren.
Weihnachtszeit ist Reisepause
Über 9 Monate bin ich nun unterwegs. 9 Monate voller Abenteuer und täglich neuen Herausforderungen. Langsam merkte ich, wie müde und fertig mich der Reisealltag in den letzten Monaten gemacht hatte. Es war höchste Zeit für eine längere Pause und einfach mal Nichts tun!
Ich fand einen super Platz für mein Camp wenige Kilometer außerhalb der Küstenstadt Swakopmund. Mein Camp befand sich am Rande eines Nationalparks und direkt oberhalb eines ausgetrockneten Flussbetts. Durch den frischen Küstenwind war hier die Temperatur tagsüber bei angenehmen 23 Grad und das trotz praller Sonne. Nachts sank diese auf 16 Grad. Perfekt um sich schön in seinen Schlafsack einzukuscheln und morgens laaaange auszuschlafen.
Insgesamt verbrachte ich hier über 6 Wochen. Zwischendurch besuchte ich immer wieder das Sportstudio, füllte meine Vorräte auf und machte kleinere Ausflüge in der näheren Umgebung. Die Stadt Swakopmund ist sehr deutsch. Überall gibt es deutsche Restaurants, Straßennahmen, deutsche Produkte in den Supermärkten und viele der Einheimischen sprechen zusätzlich auch deutsch.
Durch Zufall lernte ich den Einheimischen Kirby kennen, der mich zu sich nach Hause einlud. Ich hatte einen tollen Abend mit ihm und seiner Familie.
Reparaturen und Service
Von dort startete ich früh am nächsten Morgen und machte mich bei Nebel und schlechter Sicht auf den Weg mit dem Ziel, am Vormittag mit schönem Sonnenschein am Sandwich Harbour anzukommen. Dies ist ein sehr bekannter und beliebter Ausflugsort. Dort treffen die großen Sanddünen direkt am Strand auf das Meer. Mein Ausflug sollte jedoch anders verlaufen…
Zu Beginn ging es 15km direkt am Strand durch tiefen Sand an unzähligen Fischern vorbei bis zur Grenze des Nationalparks. Dort endeten alle frischen Fahrspuren im Sand und ich war der Erste, der sich an diesem Tag auf den Weg zu einem der Aussichtspunkte machte. Ich hatte noch weitere 16km am Strand vor mir. Der Sand war sehr weich und tief, sodass das Auto richtig arbeiten musste. Mit etwas mehr Drehzahl schwebte ich mit ca. 50kmh entspannt über den Sand, bis 3 Bodenwellen auftauchten… Diese waren leider viel zu spät erkennbar. Sofort haute ich in die Bremse, aber ich war immer noch viel zu schnell. Das Auto schaukelte sich auf und an der 3. Bodenwelle hob ich mitsamt dem Auto ab und knallte mit einem harten Schlag wieder auf den Sand. Im Auto war nichts mehr an Ort und Stelle, alles war durch die Gegend geflogen.
Ich stieg aus, um mich von dem Schreck zu erholen und meine Ausrüstung wieder zu sortieren. Als ich wieder weiterfahren wollte, leuchtete die Kühlmittelwarnlampe… Also wieder aussteigen und erstmal das Auto genauer checken. Als ich vorne unter das Auto schaute, sah ich schon mein Kühlmittel in einem Strahl rausschießen. Was jetzt??? Panik! Ich war über 23km von der nächsten befestigten Straße entfernt und mitten in der Wüste am Strand. Die letzten Fischer lagen 8km zurück…
Umdrehen und so schnell wie möglich wieder zu anderen Menschen gelangen, bevor mein Kühlsystem komplett leer ist, dachte ich mir. Nach 300 Metern sah ich, wie die Motortemperatur rasch anstieg und dem roten Bereich immer näher kam. Ich hielt an, füllte etwas Kühlmittel nach, was jedoch nichts half, da das Loch anscheinend so groß war, das mein Kühlsystem schon fast komplett leer war. Motor aus! Ich wusste jetzt, dass mein Ausflug hier erstmal vorbei war.
Natürlich gibt es in der Wüste keinen Mobilfunkempfang. Zum Glück hatte ich mein Satellitengerät dabei und konnte meinen Freund Kirby über meine Situation informieren und um Hilfe bitten. Keine 2 Stunden später tauchte er mit seinem Defender am Strand auf. Er hatte Werkzeug und reichlich Wasser für meinen Kühler dabei. In der Zwischenzeit hatte ich bereits begonnen, die Luftansaugung und den Kühlerventilator auszubauen, um mehr Platz zu schaffen. Gemeinsam mit Kirby baute ich dann den gesamten Kühler aus und wir konnten 2 Löcher im Plastikteil des Kühlers feststellen. Diese dichteten wir dann direkt am Strand mit Epoxidharz und Glasfasergewebe ab. Leider hielt diese Reparatur nur wenige Kilometer und der Kühler verlor wieder massiv Flüssigkeit. Zum Weiterfahren musste ich von nun an alle 5 Kilometer Wasser nachfüllen. Nach über 5 Stunden Reparatur und Stressfahrt erreichte ich dann sicher Kirby´s Haus ohne weitere Probleme. Für diesen Tag war erstmal Schluss. Es war Silvester und zusammen verbrachten wir noch einen schönen Abend bei den Nachbarn mit leckerer selbstgemachter Pizza. Thank you Kirby you saved my trip!
Nach etwas Recherchieren fanden wir einen neuen Kühler, welcher hier in Namibia sofort lieferbar war und bestellten diesen aus Windhuk. In den folgenden Tagen baute ich den neuen Kühler ein, reparierte den Ladeluftkühler und konstruierte eine neue Aufhängung mit Kabelbindern, reinigte alle Filter, justierte den Dachträger neu und putze das komplette Auto von innen und außen. Ursache für die Löcher im Kühler waren zu lange Schrauben im Unterfahrschutz. Diese hatten bei dem harten Aufprall 2 Löcher in den Ladeluftkühler geschlagen, dieser hatte dann die Löcher in den Wasserkühler gehauen. Natürlich wurden jetzt alle Schrauben entsprechend gekürzt.
Kirby nahm mich während dieser Tage herzlich bei sich Zuhause auf und half mir mit allen Besorgungen sowie mit vielen nützlichen Tipps. Herzlich Dank hierfür!
Die erste Testfahrt verlief dann ohne Probleme und ich war endlich wieder mobil! Als nächstes wollte ich den Kühlkreislauf spülen und mit dem richtigen Kühlmittel neu befüllen. Außerdem stand auch schon wieder der nächste Ölwechsel an. Zum Glück gibt es hier in Swakopmund eine super Werkstatt, Thimo´s Autowerkstatt, die Liqui Moly Produkte verkauft. Über den Importeur in Windhuk und mit der Hilfe von Liqui Moly Deutschland, wurden mir alle benötigten Produkte zur Verfügung gestellt und ich konnte meinen Service schnell und ohne Probleme durchführen. Vielen herzlichen Dank an Thimo und Hans von Liqui Moly für die super Unterstützung!
Ein tolles Erlebnis für mich war ein Ausflug zusammen mit Craig (ein Freund von Kirby) und seinem umgebauten Jeep mit einem echten amerikanischen 6,2 Liter V8 Motor in die Sanddünen. Wir hatten richtig Spaß und flogen nur so durch die Dünen, natürlich mit einer gigantischen Soundkulisse. Der perfekte Spielplatz für Männer mit Benzin im Blut.
So geht es weiter:
Ich werde noch ein paar Wochen durch Namibia fahren und den Süden genauer erkunden. Danach soll es über Botswana und Simbabwe nach Südafrika gehen. Dort werde ich dann einmal von Nordosten nach Süden quer durch bis Kapstadt fahren, wo meine Reise dann vorerst enden soll.