Reiseupdate: Afrika

Oktober 2024

Das Abenteuer geht weiter – Offroad-Action in Nigeria

Von Deutschland nach Südafrika
Aktuell 7 Monate unterwegs
17.000 km zurückgelegt

Jetzt startet der 2. Teil meiner Reise Richtung Süden. In diesem Newsletter berichte ich von der härtesten Offroadstrecke bei meiner Nigeria-Durchquerung.

Ghana. Ich füllte meine Vorräte bei 2 Supermärkten auf und verließ Accra in Richtung Grenze Togo. Da ich immer noch mitten in der Regenzeit in West-Afrika war, musste ich vor einem heftigen Unwetter mit Starkregen an einer alten Tankstelle Unterschlupf suchen. Starkregen in der Regenzeit bedeutet hier sinnflutartige Regenfälle und absolut keine Sicht.

2 Grenzen an einem Tag

Am nächsten Morgen ging es nach 2 kurzen Tankstopps weiter. Noch vor der Grenze tauschte ich meine letzten Cedis (Landeswährung in Ghana) am Straßenrand in CFA (Währung der westafrikanischen Zollunion) um. Bis jetzt war das die chaotischste Grenze. Gefühlt 100 Leute reden auf einen ein und möchten entweder etwas verkaufen oder einem den Weg gegen Geld zeigen. Mein Visa hatte ich bereits vorher online beantragt und bezahlt. Nach etwas Verwirrung und ewigem Hin und Her hatte ich es nach über 1 ½  Stunden endlich geschafft! Ich war in Togo.

Da Togo nicht besonders groß ist, beschloss ich am selben Tag direkt weiter in das nächste Land Benin zu fahren. Diese Grenze war stressfreier. Am Abend fand ich einen schönen Stellplatz direkt am Strand unter Palmen.

Am nächsten Morgen ging es direkt in die Stadt Cotonou, um mein Visa für den Kongo zu beantragen. Nach verhandeln und extra Trinkgeld erhielt ich mein Visa bereits nach einer Stunde. Der Verkehr in Cotonou ist im Vergleich zu anderen Ländern in West-Afrika wesentlich entspannter und entschleunigter.

Nigeria

Terror, Entführungen, Anschläge, Unruhen,… All das hört man schon seit längerer Zeit über Nigeria. Für mich gab es keine Alternative als Nigeria zu durchqueren. Insgesamt 1.500 Kilometer quer von Westen nach Osten und das alles alleine. Aktuell sind alle mit dem Auto passierbaren Grenzen nach Kamerun für Ausländer wegen Unruhen in Nigeria oder Kamerun nahe der Grenzregion geschlossen. Meine geplante Grenze war offiziell auch geschlossen, man konnte hier aber ohne Probleme einreisen, jedoch ohne Einreisestempel im Reisepass.

Mein Plan: so schnell wie möglich in Kamerun ankommen. Jeden Tag früh losfahren, um pünktlich vor Dunkelheit in einem Hotel anzukommen. Aus Sicherheitsgründen verbachte ich meine Nächte in Nigeria nur auf ummauerten und bewachten Hotelparkplätzen.

Neben dem Sicherheitsrisiko gab es aufgrund der angespannten Lage im gesamten Land unzählige Checkpoints, Kontrollen und Blockaden auf den Straßen. Man konnte oft von einem Checkpoint den nächsten bereits sehen. Einmal war es die Polizei, dann die Armee, Einwanderungsbehörde, Verkehrspolizei, Militärpolizei oder einheimische Kontrollen. Es war unmöglich, die Checkpoints einfach zu durchfahren, wie ich es in anderen Ländern schon gemacht hatte. Meistens lagen Nagelbretter, große Baumstämme oder irgendwelche anderen Gegenstände auf der Straße, die einem zum Anhalten zwangen. Zum Glück wurde ich in den meisten Fällen einfach nur durchgewunken oder konnte nach einem kurzen Plausch über mich oder meine Reise direkt weiterfahren.

In Nigeria ist es nicht einfach Diesel zu bekommen, da fast alle Autos mit Benzin fahren und die meisten Tankstellen keinen Diesel haben. Gefühlt gab es mehr verlassene und geschlossene Tankstellen als solche die noch in Betrieb waren. Das erforderte einiges an Planung und zur Sicherheit 2 zusätzliche Dieselkanister.

Landschaftlich war Nigeria sehr schön. Die Straßen zwischen den großen Städten waren erstaunlicher Weise meist 4 spurig ausgebaut und in einem sehr guten Zustand, sodass ich am Tag bis zu 450km zurücklegen konnte. In den großen Städten oder auch direkt drum herum wurden die Straßen anspruchsvoller und nicht selten gab es 80cm tiefe Swimmingpool artige große Schlaglöcher, um die sich der gesamte Verkehr drum herumschlängeln musste. Außerdem sah ich noch nie so viele verunfallte Fahrzeuge am Straßenrand oder umgekippte LKWs mitten auf der Straße liegen.

Langsam aber sicher näherte ich mich den Bergen im Osten Nigerias.

Der Härtetest – 120km pures Offroad Abendteuer

Der einfachere Teil meiner Nigeria-Durchquerung war geschafft. Auf über 1.800 Meter Höhe startete die anspruchsvolle Grenzstrecke nach Kamerun. 120 Kilometer purer Offroad-Spaß. Ich hatte schon sehr viel über diesen Teil der Strecke gehört, denn das ist eine der entscheidendsten Schlüsselstellen von West-Afrika nach Zentral-Afrika. Wer von Marokko nach Südafrika fahren möchte, muss zwangläufig diese Strecke passieren. Von anderen Reisenden hörte ich bereits viele Zweifel, ob diese Strecke mit meinem Auto überhaupt machbar sei. Oder auch, dass dieser Teil in der Regenzeit fast unmöglich zu passieren sei. Andere klagten über erhebliche Schäden an ihren Fahrzeugen: Rahmen gebrochen oder Stoßdämpfer abgerissen,… Ohje, na das kann was werden. Ich wollte die Strecke erst sehen, um die Situation selbst einschätzen zu können.

Es begann direkt zu regnen. Nach der ersten heiklen Situation stellte ich fest, dass der Track bei Regen unmöglich zu befahren ist. Ich musste erstmal am Wegrand auf besseres Wetter warten. Der lehmige Erdboden wurde so verdammt rutschig, man konnte nicht mehr normal laufen und einige Einheimische kamen auf allen Vieren den Berg hochgekrochen.

Kurz zuvor traf ich auf Marc, einen Deutschen, der sich mit seinem vollgepackten Fahrrad(!) den Berg hochquälte. Nach kurzem Austauschen beschlossen wir, den kommenden Offroad-Track bis zur Grenze gemeinsam zu meistern. Zusammen mit einem Fahrrad unterwegs sein? Ja das geht! Da immer wieder sehr anspruchsvolle Abschnitte mit tiefem Matsch oder Steinen folgten, war ich mit dem Auto nicht viel schneller als Marc mit seinem Fahrrad. Ich nahm einen Teil von seinem Gepäck in meinem Auto mit und er half mir immer wieder beim Überqueren und Einweisen kritischer Stellen.

Keiner von uns hatte es wirklich leicht und wir mussten beide hart arbeiten und schwitzen trotz entspannter 18 Grad.

Immer wieder musste ich austeigen, um das Gelände genauer anzuschauen und dann den besten Weg für mein Auto auszuwählen. Meine Schaufel war mein bester Freund und kam sehr oft zum Einsatz. Aufgrund der mittelmäßigen Bodenfreiheit meines BMWs musste ich immer ganz genau aufpassen, ob ich aufsetzten könnte oder ob ich meine Bergeboards als Hilfe einsetzten könnte. Der Schlamm war teilweise so tief, dass ich bis zum Knie einsackte.

Insgesamt waren wir 4 Tage auf dem Grenzstück unterwegs. Da es immer wieder für kurze Zeit regnete und der Track abtrocknen musste, waren wir sehr langsam unterwegs. Unsere Übernachtungsplätze waren zwar direkt am Track, aber mit super Aussicht über die Berglandschaft, absoluter Stille und tollem Sternenhimmel.

Unterwegs überholten wir einige LKWs, die sich ebenfalls den Track entlang quälten und immer wieder im Schlamm feststeckten. An manchen Stellen halfen die Trucker oder auch einige Einheimische, mein Auto sicher durch die schwierigen Abschnitte zu manövrieren.

Nachdem wir die Grenze zu Kamerun passiert hatten, folgte einer der heftigsten Abschnitte der gesamten Route, Steine, starkes Gefälle, Matsch und 4 Flussdurchfahrten. Kurz vor der letzten schwierigen Stelle mit Matsch und der letzten Flussdurchquerung, begann es wieder zu regnen. Was jetzt?! Ich entschloss mich, die letzten Meter noch schnell zu meistern, bevor der Track wieder zu rutschig wird. Das war leider die falsche Entscheidung, denn keine 5 Minuten später steckte ich in einer tiefen Spurrille fest… Ein paar Minuten Regen hatten ausgereicht, dass lenken überhaupt keinen Einfluss mehr auf die Fahrtrichtung hatte. Also aussteigen und freischaufeln. Als dann auch noch meine 2. Schaufel kaputt ging, war ich kurz vor der Verzweiflung. Die Einheimischen aus dem Dorf waren leider keine große Hilfe, da hier nur französisch gesprochen wird. Zum Glück kam ein 45 Jahre alter Land-Cruiser aus der Gegenrichtung. Es waren 2 Kanadier, welche mir ihre Hilfe anboten. Nach dem Regen konnten sie mich mit ihrer Seilwinde aus dem Matsch befreien. Da es bereits dunkel wurde, beschlossen wir alle direkt auf dem Track zu übernachten und am nächsten Tag weiterzufahren. Über Nacht war der Fluss zum Glück wieder etwas zurück gegangen und jetzt nur noch knappe 45cm tief (am Abend zuvor 70cm). Gegen Mittag drohte das Wetter wieder schlechter zu werden und so packte ich schnell alles zusammen und fuhr die rutschige Abfahrt zum Fluss hinunter. Zum Glück stellte sich die Flussdurchquerung am Ende wesentlich einfacher und entspannter heraus als gedacht. Das letzte Stück bis zur ersten Stadt war im Vergleich zur Strecke vorher entspannter und in kurzer Zeit gemeistert. Am Hotel angekommen, freute ich mich auf eine heiße Dusche und eine ordentliche Portion Huhn mit Reis. Ich war froh, dass ich diesen Teil ohne Schäden am Auto und nur 3 Mal leichtem Bodenkontakt überstanden hatte. Der Zustand dieses Tracks ist unvorstellbar und für normale Autos nicht passierbar.

Hauptstadt und Regenwald

Das Auto war sowohl außen als auch innen voller Schlamm. Ich musste das Vorderrad ausbauen, um die Bremse vom Matsch zu befreien und wieder gangbar zu machen. Nach 2 Tagen Instand setzten, putzen, waschen und entspannen im Hotel ging es wieder zurück auf die Straße in Richtung der Hauptstadt Jaunde. Da die Qualität des Diesels in Kamerun immer noch sehr schlecht war, nutzte ich auch hier wieder meinen externen Dieselfilter, mit dem ein Tankstopp um die 30-50 Minuten dauert. Mit etwas Trinkgeld für den Tankwart war das aber auch nie ein Problem.

Da der Verkehr in den großen Städten unvorstellbar chaotisch ist, versuche ich mich nur so kurz wie nötig dort aufzuhalten. Zum Glück hatte ich nur 4 Dinge zu erledigen: Bargeld abheben, Autoversicherung besorgen, Lebensmittel einkaufen und volltanken. Auf dem Weg aus der Stadt, machte mich ein Autofahrer neben mir auf ein scheinbares Problem an meinem Auto aufmerksam. Ein paar Meter weiter konnte ich auf eine verlassene Tankstelle abseits des Verkehrschaos fahren. Der Hinterreifen hatte schon sehr viel Luft verloren, da etwas im Reifen steckte. Also, Wagenheben aus dem Auto, Reifen abmontieren, flicken und keine 25 Minuten später war ich wieder fahrbereit. So konnte ich meinen Übernachtungsplatz trotz Dunkelheit nach einem kurzem Offroadstück sicher erreichen.

Die Straße bis zur Grenze zum Kongo war traumhaft schön und führte mich mitten durch den Regenwald. Fast kein Verkehr und eine interessante Aussicht.

Der Grenzübertritt war einfach und schnell. Auto ausstempeln, Pass ausstempeln, Grenze passieren, Auto einstempeln, Pass einstempeln, Impfpass kontrollieren und Reisepass bei der Polizei registrieren. Auch nach der Grenze war die Straße in einem hervorragenden Zustand und führte noch mehrere hunderte Kilometer mitten durch den Regenwald. Angeblich sollen hier auch einige andere Reisenden Elefanten, Gorillas und Schimpansen auf der Straße oder an den Stellplätzen beobachtet haben. Trotz frühen Aufstehens hatte ich leider kein Glück. Die Bäume wurden wieder kleiner, weniger und ich ließ den Regenwald hinter mir.

Nächstes Ziel: über Cabinda die Demokratische Republik Kongo nach Angola durchqueren.



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